Baugemeinschaften – im Team zum individuellen Wohntraum

Baugemeinschaften waren noch vor wenigen Jahren weitgehend unbekannt. Den Wohntraum in Eigenregie und gar mit Fremden zu realisieren, erschien eher abwegig.

In den Jahren 1960 – 1980 gehörten möglichst gleichförmige bezahlbare Reihenhaussiedlungen zum Standard. Wer Individualität suchte, gehörte wahlweise zu den Interessenten alter Bauernhöfe oder neu entstehender Lofts in umgewandelten Fabriketagen.

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Anfang der 1990er spielten Begriffe wie Individualität und altersgerechtes Wohnen plötzlich eine Rolle.

Den Wunsch nach Individualität setzten einige wenige Bauherren in besondere, meist sehr kostenintensive, Bauprojekte um. Erst langsam boten auch Bauträger oder Institutionen neue Möglichkeiten für individuelle Wohnqualität. Es entstanden die ersten Mehrgenerationenhäuser, Eigentumswohnungen mit gemeinsamen Aufenthaltsbereichen und gemeinschaftliche Gewerbeprojekte.

Die bis dahin meist durch Bauträger erstellten Objekte boten lediglich in der Innenraumgestaltung noch Spielräume. Eine alternative Grundrißgestaltung und ökologische Projekte waren kaum möglich oder gingen mit hohen Kosten einher. Interessenten, die über wenig Kapital verfügten, hatten weiterhin nur die Möglichkeit, auf standardisierten Wohnraum zurück zu greifen.

Vor diesem Hintergrund bildeten sich zunehmend Zweckgemeinschaften, die ihre persönliche Vision eines Wohntraumes umsetzten. Von der ersten Planung über den gemeinsamen Kauf eines Grundstücks bis zum Bauabschluss wurde alles gemeinsam besprochen und finanziert.

Das Ergebnis: Eine wesentlich höhere Zufriedenheit als bei konventionellen Projekten und zudem eine spürbare Kostenentlastung.

Insbesondere der finanzielle Vorteil war in diesem Maß für viele Bauherren neu. Einsparungen der Baukosten um ca. 15% – 25% durch Synergieeffekte und deutliches Sparpotenzial durch ökologische Energiekonzepte waren keine Seltenheit. So konnten jetzt auch weniger finanzstarke Interessenten ihre eigenen Vorstellungen von Wohnqualität umsetzen.

Möglichkeiten dafür boten u.a. die sukzessive brachliegenden ehemaligen amerikanischen Kasernen. Nicht jede Gemeinde war über die Aufgabe der Umgestaltung erfreut. Die Kostenbelastung übertraf den Kassenbestand vieler Kommunen bei Weitem.

Im Rahmen dieses sich verändernden Umfelds fand ein stetiges Umdenken statt. Neben dem Wunsch nach Individualität und Kostenersparnis der Bauherren, erkannten nun auch Gemeinden und Städte zunehmend die Vorteile.

Aus dem alternativen Denkmodell war längst ein ernstzunehmender und wirtschaftlich reizvoller Weg zum Wohneigentum geworden:

  • Heute sind die Abläufe von der bloßen Interessengemeinschaft zur rechtlich eigenständigen Baugemeinschaft geübt.
  • Viele Architekten und Planer haben sich auf diese Zielgruppe spezialisiert.
  • In Städten und Gemeinden sind beeindruckende Projekte von Baugemeinschaften zu erleben, z.B. in Stuttgart www.stuttgart.de/baugemeinschaften  oder Frankfurt/Main buergerstadt.de/…. Die unterschiedlichen gesellschaftlichen und ökologischen Konzepte machen längst Schule.
  • Die enge Zusammenarbeit mit zukünftigen Nachbarn schafft beste Voraussetzung für spätere Harmonie.
  • Baugemeinschaften schaffen Möglichkeiten auch für weniger finanzstarke Bauherren. Dadurch wird der Mietmarkt entlastet. Das bringt Vorteile für Städte und Gemeinden.
  • Mit altersgerechten Wohnmodellen wird der demographischen Entwicklung Rechnung getragen, z.B. in Berlin www.serviceportal-zuhause-im-alter.de/…  oder Bad Kreuznach www.wohnart-kreuznach.de. Dabei spielt immer mehr die alters- und sozialgemischte Struktur eine Rolle, d.h. Senioren, Familien, Singles bunt zusammengewürfelt und sich gegenseitig unterstützend.
  • Durch Synergieeffekte, z.B. in Projekten von Familien, werden Kosten gespart und soziale Netzwerke gebildet.

 

Die 4 Schritte zum persönlichen Wohntraum in einer Baugemeinschaft

Schritt 1: Interessengemeinschaft

Sind Bauwillige gefunden, deren Vorstellungen zusammen passen, bildet sich eine Interessengemeinschaft. Mit dieser verbinden sich noch keine rechtlichen, finanziellen oder sonstigen Pflichten.

Schritt 2: Planungsgemeinschaft

Jetzt wird es ernst. Sind sich die Interessenten einig, gemeinsam eine Baugemeinschaft zu bilden, geht es an die Beauftragung von Architekten und Planer. Da die Baugemeinschaft gemeinsam als Auftraggeber auftritt und somit finanzielle Verpflichtungen übernimmt, braucht sie eine Rechtsform. Meist ist dies eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts, die GbR.

Über die Rechtsformen und deren Vor- und Nachteile sollte sich die angehende Baugemeinschaft rechtlich beraten lassen.

Schritt 3: Bau(herren)gemeinschaft

Ist ein Grundstück gefunden, bildet sich mit dem Kauf die finale Baugemeinschaft. Ein Austritt sollte ab jetzt vermieden werden, da alle Mitglieder hohe finanzielle Verpflichtungen eingehen und Verantwortung tragen.

Den Rahmen des Vorhabens bildet ein Gesellschaftsvertrag, der Beteiligte, Investitionen und Entscheidungen regelt. Die Baugemeinschaft tritt jetzt an Stelle des üblichen Bauträgers auf und steht meist in direktem Kontakt zu Dienstleistern und Behörden. Das setzt auch ein hohes Maß an gegenseitigem Verständnis voraus, da jede Entscheidung gemeinsam getroffen oder zumindest gemeinsam getragen wird.

Schritt 4: Wohnungseigentümergemeinschaft

Mit Fertigstellung des Objektes wird aus der Baugemeinschaft eine Eigentümergemeinschaft oder Genossenschaft. Jetzt kommen auch viele Vorteile im sozialen Bereich zum Tragen. Die bereits intensiv geknüpften Netzwerke unterstützen das Einleben und nachbarschaftliche Kontakte.

 

Baugemeinschaften 2030 – ein Erfolgsmodell

Baugemeinschaften bieten auch in der Zukunft reizvolle Vorteile für Bauwillige und Kommunen.

Die Zahl der Interessenten steigt ständig. Auch die der weniger finanzstarken. Dies entlastet den Mietmarkt.

Aufgrund der demographischen Entwicklung finden auch altersgerechte Projekte stetigen Zulauf.

Entsprechend wächst die Anzahl der Städte und Gemeinden, die Baugemeinschaften intensiv fördern und bestimmte Projekte nur für diese Zielgruppe ausschreiben, z.B. Mannheim www.mannheim.de/….

Das bindet Bauwillige langfristig an die Region und fördert deren Image.

Fazit: Längst hat sich die Exotenidee zum nachhaltigen Erfolgsmodell für Bauherren und Kommunen entwickelt.

4 Gedanken zu „Baugemeinschaften – im Team zum individuellen Wohntraum

  1. Sehr gut beschrieben. Die Baugemeinschaft sollte auf jeden Fall als Option betrachtet werden, wenn man im Besitz einer Immobilie sein möchte und es finanziell beispielsweise unabhängig von anderen Parteien nicht möglich wäre.

  2. Stimme meinem Vorredner zu, sehr detailliert und ausführlich beschrieben. Wichtig ist, dass solch ein Vorhaben auf einer professionellen Ebene stattfindet und nicht per Bierdeckelvertrag mit Freunden abgewickelt wird. Eine Baugemeinschaft ist auf jeden Fall eine gute Sache, besonders wenn es um größere Mehrfamilienwohnungen geht.

  3. Klasse Beitrag, der die Vorzüge und Risiken einer Baugemeinschaft klar verständlich herausstellt.

  4. Ich stimme Frau Baum zu. Der Beitrag ist sehr gut geschrieben und die Vorteile von Baugemeinschaften liegen auf der Hand:

    – „Mehrgenerationenhäuser“- eine wunderbare Synergie für alle Beteiligten. Großeltern und Kinder freuen sich über einander. Die Eltern können sich beruhigt über die finanzielle Sicherheit und die berufliche Erfüllung kümmern.
    – „Die alternative Grundrißgestaltung und ökologische Projekte“ werden durch Baugemeinschaften / „Zweckgemeinschaften, die ihre persönliche Vision eines Wohntraumes umsetzen“ kostengünstiger möglich.
    – Bei den“ Projekten von Familien, werden Kosten gespart und soziale Netzwerke gebildet. “
    -„Einsparungen der Baukosten um ca. 15% – 25%“ sind nur ein weiterer einschlägiger Faktor.

    Wenn die Administration (Verträge, präzise Aufstellungen über Kosten und Haftungen ) professionell geführt wird, und alle Beteiligten für eine Transparenz der Ausgaben sind, dann stehen solchen Projektennicht andere Barrieren im Weg, als jene, die jeder Bauherr überwinden muss.

    Mit freundlichen Grüssen
    Heimo Bucerius aus Stuttgart & Seminare über Baufinanzierung

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