Contour Crafting: Wie realistisch ist 3D-Bau in Deutschland und zu welchem Zeitpunkt?

Rund 100 Millionen Menschen auf der Erde besitzen kein Zuhause. Wenn diese Schätzung der UNO mit dem Ausblick, dass bis zur Mitte des Jahrhunderts 10 Milliarden Menschen auf unserem Planeten leben kombiniert wird, stellt sich die Frage: ˶Wo werden all diese Menschen zukünftig wohnen?“. Contour Crafting könnte die Antwort dazu sein. Beim Contour Crafting werden Gebäude oder deren Teile mithilfe eines Roboters im 3D-Druck-Verfahren erstellt. Das Design des Gebäudes erfolgt am Computer und wird von der Maschine in kürzester Zeit umgesetzt. Über einen Tank wird der Roboter mit Material versorgt. Das kann zum Beispiel ein spezielles Betongemisch sein oder Wachs. Über eine Düse extrudiert der 3D-Drucker anschließend Schicht für Schicht das Material und kreiert das Gebäude.

Die junge Geschichte des Contour Crafting

Im Jahr 1995 wurde das Contour Crafting von Behrohk Khoshnevis entwickelt, das zuerst für den Druck von Keramikstrukturen verwendet wurde. Dabei erahnte er schon das Potenzial dieses neuen 3D-Druckverfahrens. 2000 richtete sich seine Forschung immer stärker am Druck von Konstruktionen aus Zement aus, die modular sind und im Hausbau eingesetzt werden können. Auf der ganzen Welt starteten Entwicklungsprojekte für Contour Crafting. Besonders in China, Russland und der Schweiz engagieren sich Firmen für den 3D-Druck von Gebäuden. Dabei entsehen unterschiedliche Ansätze. So gibt es Portaldrucker, die in einer Fabrikhalle Gebäudeteil ausdrucken, welche anschließend zum Bestimmungsort transportiert und aufgebaut werden. Alternativen sind mobile Roboter, die vor Ort zum Einsatz kommen und das Haus direkt auf das Fundament drucken.

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Hohes Einsparpotenzial bei gedruckten Häusern

Die Technologien bieten unterschiedliche Vor- und Nachteile. Gemeinsam haben sie, dass selbst komplexe Gebäudestrukturen in einer geringen Zeit hergestellt werden können. So hat das russische Unternehmen Apis Cor ein Gebäude mit 38 Quadratmetern Raumfläche innerhalb von 24 Stunden fertiggestellt. Dabei entsteht kein Abfall und es werden nur zwei Mitarbeiter für den Aufbau und die Steuerung der Anlage benötigt. So realisiert das Unternehmen einen Quadratmeterpreis von 236,50 Euro für die Errichtung des Hauses. Das schließt die Wärmedämmung, das Einsetzen von Fenstern und abschließende Malerarbeiten ein. Für den Bau eines Einfamilienhauses müssen derzeit in Deutschland (vgl. Immobilienscout24) rund 1100 Euro pro Quadratmeter eingeplant werden.

So entwickelt sich das Verfahren in Deutschland

Mit diesem enormen Einsparpotenzial hat das Contour Crafting eine vielversprechende Aussicht auch in Deutschland Einzug zu erhalten. Bisher konzentrierte sich hier die Forschungsarbeit auf die Materialzusammensetzung, wie zum Beispiel an der TU Dresden. Allerdings ist das Projekt mit dem Namen CONPrint3D als Sprungbrett für die Überführung der Technologie vom Forschungslabor in die Praxis gedacht. Sie soll mit den aktuellen Baunormen vereint werden und im großen Maßstab Anwendung finden. Die Forscher haben bereits vielversprechende Ergebnisse präsentiert, die innerhalb weniger Jahre umgesetzt werden könnten.

Foto: Apis Cor

4 Gedanken zu „Contour Crafting: Wie realistisch ist 3D-Bau in Deutschland und zu welchem Zeitpunkt?

  1. Sehr interesanntes Thema, ich bin mal gespannt wann die ersten Testläufe gemacht werden und wie gut es dann funktioniert.

  2. Realistisch ist es definitiv. Aber einige Punkte, wie zum Beispiel Glassscheiben, werden schwer umzusetzen sein.

  3. Vielen Dank für den Kommentar. Zum 3D-Druck von Fenstern habe ich bei der Recherche nicht viel gefunden, das stimmt. Allerdings gibt es beim KIT in Karlsruhe bereits Forschungsergebnisse zum 3D-Druck von Glas für Linsen und Labormaterialien. Vll. sind die Fenster dann auch nicht mehr so weit weg.

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