Was spricht uns an einem Haus als erstes an? Fenster, Türen, Vorgarten oder die Farbe?
Nein, das Dach ist neben der Form des Hauses das bestimmende Element. Es prägt die Ausstrahlung eines Hauses, schafft Emotionen, bietet Schutz und bestimmt die Raumausnutzung in den oberen Räumen.
Und Dachformen gibt es mehr als reichlich:
Mansarddach, Walmdach, Zeltdach, Flachdach, Krüppelwalmdach, Satteldach, Pultdach, Paralleldach, Faltdach, Grabendach, Kreuzdach, Zwerchdach, Halbtonnendach, Zwiebeldach, Kuppeldach, Schmetterlingsdach, …
Welche Dachform dabei präferiert wird, ist so unterschiedlich, wie die Menschen, die darunter wohnen.
Die rote Laterne hielt aber lange Zeit gerade die Form, die in den 60er und 70er Jahren noch den Bungalow-Charme des wirtschaftlich prosperierenden Deutschlands prägte. Später sank ihre Beliebtheit rapide. Inzwischen schätzt man wieder die klare Silhouette und gute Raumausnutzung darunter.
Für die einen Ausdruck von Neuzeit und Status, für die anderen nur eine triste, oft undichte Baustelle: Das Flachdach.
Wer schon einmal tagsüber in einem der Großstadt-Flughäfen gelandet ist, kennt den Anblick während der Anflugphase. Dichte Bebauung, durchzogen von unzähligen Straßen, oft langweilige Flachbauten mit stehendem Wasser, kaum Grün und viele ungenutzten Dachflächen.
Welches Potential zur Dachbegrünung hier verschenkt wird, erkannten offenbar auch viele Stadtoberen, wie z.B. die der Freien Hansestadt Bremen. Sie machten sich Gedanken, wie man diese Flächen ökologisch sinnvoll nutzen und damit das Stadtklima nachhaltig verbessern könnte. Herausgekommen ist eine beispielhafte Aktion, von der alle Bremer Bürger etwas haben: Die Begrünung von Dächern wird mit bis zu 5000.– EUR gefördert. Detaillierte Infos zur Dachbegrünung erhalten Sie unter http://www.bremer-umwelt-beratung.de/foerderprogramme-dachbegruenung.html.
Förderprogramme zur Dachbegrünung wurden auch in anderen Regionen aufgelegt:
München
Auch die bayerische Landeshauptstadt bezuschusst die Begrünung bislang unbegrünter Flächen. Bis zu 15 EUR pro qm, maximal aber 50% der Kosten.
Näheres unter: http://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/baureferat/foerderprogramm-priv-gruen/dachgruen.html
Hamburg
Die Hansestadt Hamburg steht dem in nichts nach. Hier werden Dachbegrünungen durch Zuschüsse und zusätzlich durch die Gebührenreduktion bei der gesplitteten Abwassergebühr (Regenwasserrückhaltung) gefördert. Die Förderung beträgt stattliche 40% der förderfähigen Kosten, maximal 50.000.–.
Nähere Infos gibt es hier: http://www.hamburg.de/gruendach/4364756/gruendachfoerderung/
Heidelberg
Auch in der Stadt, in der 98% aller Bürger und Bürgerinnen sich pudelwohl fühlen, hat man die Vorzüge der Dachbegrünung erkannt und fördert diese.
Näheres unter: http://www.heidelberg.de/hd,Lde/34120.html
Viele weitere Kommunen bieten in diesem Zusammenhang Zuschüsse, Kredite und die Reduzierung der Abwassergebühren.
KfW Förderung zur Dachbegrünung
Die Fördermittel der KfW wurden diesbezüglich aufgestockt und bieten reichlich Verwendungsmöglichkeiten:
Infos finden Sie unter: https://www.kfw.de/kfw.de.html
Dachbegrünung: Was bringt sie Ihnen als Hausbesitzer?
Wertzuwachs
Trotz der ständig wachsenden Fangemeinde für Flachdächer, sind einige kosten- und zeitintensiven Nachteile dieser Dachform nicht von der Hand zu weisen. Das Risiko von Undichtigkeit mit hohen Folgekosten und der Konsequenz ständiger Kontrolle und Wartung, macht die Flachdach-Immobilie für viele Interessenten unattraktiv. Eine Nutzung der Dachflächen durch Begrünung erhöht zwar den Wartungs- und Pflegeaufwand, steigert aber auch gleichzeitig den Immobilienwert und deren Attraktivität.
Reduzierte Niederschlagswassergebühren
Regenfälle werden durch Dachbegrünungen aufgefangen und fließen, je nach Aufbau der Grünfläche, zu einem geringeren Anteil in die Kanalisation. Dadurch vermindert sich bei Abwassersplitting die Menge an Niederschlagswassergebühr, die Sie als Hausbesitzer zu tragen haben.
Findet die Regenwasserrückhaltung so intensiv Anwendung, dass ein Kanalanschluss nicht mehr nötig ist, kann auch eine komplette Gebührenbefreiung erfolgen.
Niedrigere Energiekosten
Mit einer Dachbegrünung können Sie dem Wärmeverlust des Hauses über das Dach aktiv entgegenwirken. Das bedeutet eine deutliche Einsparung der laufenden Energiekosten. Das Einsparungspotential ist dabei u.a. abhängig vom Aufbau und der verwendeten Pflanzen. Temperaturschwankungen auf der Dachoberfläche werden in jedem Fall reduziert.
Kühlwirkung
Die Dämmung durch Grünpflanzen erweist sich auch im Sommer als sehr effektiv. Ein begrüntes Dach schirmt das Haus von der Hitze ab. Dadurch werden kostenintensive Kühlanlagen in den darunterliegenden Räumen überflüssig und das Raumklima insgesamt angenehmer.
Durch die Verdunstung von Regenwasser aus der begrünten Fläche wird auch die Luft darüber wirksam gekühlt. Das hat bei einer größeren Anzahl von begrünten Dächern nachgewiesenermaßen einen positiven Effekt auf die Bildung von Hitzeinseln in Städten.
Zusätzlicher Wohnraum
Kennen Sie Ihr Garagen-Flachdach nur als triste, feuchte Fläche? Dabei könnten Sie sich hier einen zusätzlichen Platz zur Entspannung schaffen. Ein Sonnendeck? Einen Platz für ein Gläschen Wein am Abend? Eine Leseecke? Oder wie wäre es mit einer Wellnessoase auf Ihrem Hausdach? Fehlte Ihnen nicht schon immer eine Fläche für die Tischtennisplatte oder den Basketballkorb?
Eine Dachterrasse bietet viele Möglichkeiten, um Ihnen mehr Lebensqualität zu verschaffen.
Lebensraum für Tiere
Die Pflanzenwelt bietet nicht nur Raum für ein besseres Klima und kleine Auszeiten, sondern auch Platz für Lebewesen. Damit schafft man zwischen versiegelten Flächen einen wichtigen Ausgleichsraum für Tiere.
Weniger Lärm
Ein begrüntes Dach verbessert die Schalldämmung im Haus und vermindert die Schallreflexion des Daches.
Welche Kosten kommen auf Sie zu?
Die Planung, Prüfung von Statik und Dichtigkeit, mehrschichtiger Aufbau mit extensiver oder intensiver Bepflanzung, womöglich kombiniert mit Solarenergie, hat seinen Preis. Nutzt man die zahlreichen Fördermittel dafür, relativiert sich der finanzielle Aufwand bereits deutlich. Betrachtet man die vielen Vorteile für Haus und Bewohner, macht sich eine Dachbegrünung nicht nur in höherer Lebensqualität bezahlt.
Die Europäische Föderation der Bauwerksbegrünungsverbände – EFB zeigt dazu in einer Kosten-Nutzen-Analyse, wie lohnenswert solche Maßnahmen sein können. Fazit: Dachbegrünungen sind trotz der Kosten wirtschaftlich und für die Bauherren lohnend.
Nachzulesen unter: http://www.efb-greenroof.eu
Wie gehen Sie bei Ihrer Dachbegrünung am besten vor?
- Informationen beschaffen (Internet, Fachbetriebe, Sachverständige)
- Entscheidungen treffen: Welche Flächen sollen begrünt werden? Hausdach, Garage, Tiefgaragendach?
- Entscheidungen treffen: Kombination der Bepflanzung mit Photovoltaikanlagen?
- Entscheidungen treffen: Extensive oder intensive Begrünung? Extensiv: Pflanzen, die sich weitgehend selbst erhalten. Dazu gehören u.a. Moose, Sukkulenten, Kräuter, Gräser. Intensiv: „Normalbepflanzung“ mit Sträuchern, Stauden und Rasenfläche. Pflege mit Schnitt und Düngung, mulchen, etc.
- Sachverständigen suchen (Pflicht bei diversen Förderangeboten)
- Angebote von Fachbetrieben einholen
- Fördermittel beantragen (unbedingt vor Auftragserteilung und mit Hilfe des Sachverständigen!)
- Nach schriftlicher Zusage der Fördermittel, den Fachbetrieb beauftragen (nicht früher!)
- Maßnahme im Detail mit den Fachleuten planen
- Dachbegrünung durchführen lassen
- Genießen.
Ist die Maßnahme genehmigungspflichtig?
Das hängt von der Gestaltung ab:
- Extensive Begrünungen sind meist genehmigungsfrei.
- Dachterrassen/Dachgärten sind i.d.R. genehmigungspflichtig.
Die Genehmigungspflicht vorher abklären. Informationen können Ihnen der Sachverständige und ein Fachbetrieb geben.
Wenn man es von der Statik her machen kann ist das genial! Mein Nachbar wollte seine Garage auch begehbar machen. Leider hat ihm das Bauamt nen Strich durch die Rechnung gemacht.
in München ist es leider noch nicht so leicht und gerade Hausboote nicht erlaubt, wird aber noch kommen!
Hi,
die Idee finde ich ja toll!
Wir wollten unsere Garage auch erneuern und mit Gras bepflanzen, allerdings hat uns das Bauamt einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Dass eine Dachbegrünung dem Wärmeverlust im Haus effektiv entgegenwirkt, können unsere Nachbarn absolut bestätigen. Wir selbst hatten bisher in jedem Winter mit viel Wärmeverlust und entsprechend hohen Energiekosten zu kämpfen. Daher wollen wir nun eine längst fällige Dachdämmung von einer Dachdeckerei vornehmen lassen.