Eine Immobilie nicht nur auf den Markt zu stellen sondern zum Höchstpreis zu verkaufen hat viel mit dem ersten Eindruck zu tun, den das Objekt bei der Besichtigung hinterlässt. Eine Studie der Iowa State University aus Amerika belegt, dass ein Sperrfeuer visueller Eindrücke einschließlich Farbe, Raum, Design und Größe innerhalb von 30 Sekunden zu einem guten oder schlechten Eindruck führt.
Dieser ist bleibend und wird mit weiteren Eindrücken während der Besichtigung ergänzt. Wenn ein Interessent eine Immobilie nicht einmal mehr von innen besichtigen möchte, weil ihm „der Vorgarten nicht gefällt“, ist es nicht leicht, diesen ersten Eindruck zu überwinden.
Ist der Eindruck erst einmal negativ, wird der Käufer nur noch auf Dinge achten, die ihm missfallen, ist er positiv, wird er über manche Dinge hinwegsehen. Ist der Gartentisch offensichtlich morsch, fragt sich der Interessent, wie wohl der Zustand des übrigen Hauses ist, wenn der Besitzer nicht einmal in der Lage ist, einen neuen Tisch für 100 Euro zu kaufen. Und er wird genauestens auf jede Kleinigkeit achten.
Für 74% aller Interessenten beginnt ein Immobilienkauf im Internet. Das nächste Objekt ist hier nur einen Klick entfernt. Gut ausgeleuchtete Fotos von Immobilien, die ordentlich und gut hergerichtet sind, ziehen da verständlicherweise mehr Interessenten an.
Kommt es zur Besichtigung, reagiert der Interessent mit einer emotionalen Reaktion auf das was er sieht und empfindet. Kann er sich emotional mit der Immobilie verbinden, wird er ein Angebot machen.
Homestager sehen eine Immobilie mit den Augen der Interessenten und passen sie dann zielgruppengenau deren Geschmack an. Dabei geht es um einen gefälligen Allgemeingeschmack. Nichts, was besonders hervorstechen würde, neutrale Farben und Möbel mit einzelnen Akzentuierungen, die so platziert werden, dass die Aufmerksamkeit auf besondere Fokuspunkte (die schöne Aussicht, den Erker, den Kamin etc.) gerichtet wird.
Am schwierigsten für den Verkauf gestalten sich unmöblierte Räume. Weil die Interessenten (90%) sich schlecht vorstellen können, dort zu leben. Sie haben keine Anhaltspunkte, ob ihre Möbel hineinpassen oder wie man die Räume wohnlich gestalten könnte. Hier kann Homestaging helfen und der Vorstellung der Interessenten mit Leihmöbeln die nötige Unterstützung geben.
Der Homestager verkauft einen Traum. Und ein Interessent ist auf der Suche nach seiner Traumimmobilie. Er hat die Vision, glücklich in einer selbstreinigenden, hellen Immobilie mit viel Platz zu leben. Ein Heim zu haben, das Ruhe ausstrahlt. Daher sorge ich z.B. bei der Zielgruppe Familie immer für eine Ecke ohne Computer und Fernseher. Statt dessen stelle ich ein paar Stühle und ein Schachbrett oder etwas ähnliches bereit, um dem Interessenten eine greifbare Vorstellung davon zu vermitteln, wie er in der Immobilie mit seiner Familie leben könnte.
Früher war die Quadratmeterzahl entscheidend. Das hat sich geändert. Interessenten schauen heute darauf, wie ein Objekt ausgelegt und arrangiert ist. Sie möchten in eine Immobilie ziehen, in der sie sofort leben können. Sie haben viel Arbeit und wenig Zeit und möchten nicht erst renovieren oder Reparaturen und Änderungen vornehmen.
Aus diesem Grunde ist Homestaging eine Kombination aus Verlockung und Wettbewerb. Es dreht sich alles nur um den Interessenten. Und das ist oft schwierig für den Besitzer. Er möchte seinen guten Geschmack zeigen, seine Sammlungen und wie schön und praktisch er seine Immobilie hergerichtet hat. Die einzige Möglichkeit, ein Immobilie sinnvoll zu stagen ist es, den Besitzer dazu zu bringen, sich emotional von ihr zu trennen und diese Ideen aufzugeben. Eine Immobilie, die zum Verkauf steht, sollte die Wünsche und Bedürfnisse des Interessenten erfüllen. Und die decken sich leider meist nicht mit dem Istzustand.
Der durchschnittliche Verkäufer einer Immobilie ist 57, der durchschnittliche Interessent 32 Jahre alt. Generationen treffen hier aufeinander, die einen anderen Lifestyle und vollkommen andere Bedürfnisse haben.
Die Interessenten möchten helle, lichtdurchflutete Räume beziehen, die einen Boden haben, der up to date ist. Sie möchten Küchen und Bäder, die modernen Ansprüchen gerecht werden und nicht aus den 70er und 80er Jahren stammen. Werden diese Kriterien nicht erfüllt, kann man nachhelfen.
Homestaging muß nicht teuer sein. Bei einer in die Jahre gekommenen Küche in einer unmodernen Farbe reicht es oft, die Türen auszutauschen oder auch nur zu streichen und die Arbeitsflächen zu ersetzen. Unmoderne Fliesen kann man mit Fliesenfarbe neutralisieren oder ihnen mit Fliesentattoos ein wenig Pep verleihen. Wandtattoos eignen sich hevorragend für einen modernen Look. Sie lassen sich sowohl auf Wände als auch auf Schränke aufbringen.
Bäder sollten aussehen, wie nie benutzt und ein bißchen Wellnessgefühl ist schnell mit ein paar neuen flauschigen Handtüchern, etwas exklusiver Seife und ein paar Grünpflanzen hergestellt. Für relativ wenig Geld (ab 80 Euro) gibt es moderne Waschbecken, die in einem betagten Bad für ein Highlight sorgen können.
Ein älterer Teppichboden sollte gereinigt oder ausgetauscht werden. Das muss kein teurer Teppichboden sein. Wichtig ist, dass er einen hellen, neutralen Farbton hat. Es ist immer preiswerter, den Teppich vorher zu ersetzen, als beim Verkauf einen Preisnachlass von 5000 Euro für die Böden zu gewähren.
Zu dunkle Bodenfliesen in der Küche oder im Flur kann man mit einem preiswerten PVC-Belag oder mit einem Reisfaserteppich abdecken.
Die Möglichkeiten sind schier endlos. Wichtig ist das Ergebnis: Eine moderne, luftige und helle Immobilie. Und damit setzt sie sich von ihren Wettbewerbern deutlich ab.
Und es es handelt sich dabei um gute Verkaufsargumente, die das Objekt meist deutlich schneller und zu einem guten Preis veräußerbar machen.
Bisher scheuen sich Besitzer von Immobilien häufig Geld vor dem Verkauf zu investieren. Sie möchten es verkaufen, „wie es ist“. „Wir haben darin schon 20 Jahre gelebt und für uns war es auch gut genug.“, sind häufige Argumente. Dabei ist es der wertvollste Besitz, den sie haben. Zu einem Vorstellungsgespräch würden sie auch nicht in einer Jogginghose und mit Schlappen gehen, weil sie ja daheim auch so aussehen, und ihr Auto würden sie vor dem Verkauf selbstverständlich ausbeulen und waschen und putzen und die offensichtlichen Reparaturen ausführen. Nur bei Immobilien denken in Deutschland nur wenige so weit.
Der durchschnittliche Interessent besichtigt 19 Objekte innerhalb von drei Monaten. Ein Homestaging-Objekt hinterlässt eher einen erinnerbaren positiven Eindruck.
Anna Rosenberg www.artenstein.de
Oft hilft auch schon gründliches Aufräumen: Oberflächen freimachen, die Mülltonne aus dem Sichtbereich vor dem Haus entfernen und die vielen kleinen Urlaubs-Souvenirs vom Schrank herunternehmen. Ich beschreibe es immer gern mit „gutem Hotelzimmer“: neutral und gepflegt, so dass sich jeder wohlfühlen könnte.
Kostet nix/ wenig und bringt unheimlich viel.
Richtig, Karsten. Das ist beim Homestaging auch immer der erste Schritt. Und das macht unglaublich viel aus, wenn hier ausgedünnt wurde. Zum Umzug mus man eh zusammenpacken. Warum also nicht gleich vor dem Verkauf die ersten Weichen stellen?!
Sehr interesdsant, allerding habe ich in Berlin noch keinen Homestager finden können. Kennt jemand eine Plattform dafür?
Hallo,
nun es gibt nicht so viele bisher. Ich allerdings bin in Berlin-Steglitz. Vielleicht kontaktieren Sie mich ja bei Interesse über meine Kontaktseite.
http://www.artenstein.de
Die Amerikaner machen es wieder einmal vor – und so langsam setzt es sich auch bei uns durch. Eigentlich doch eine Selbstverständlichkeit, dass die zu verkaufende Immobilie „aufgehübscht“ wird.
Ja, so sollte es eigentlich sein. Leider ist die Wirklichkeit weit davon entfernt. Das mag in Berlin vielleicht daran liegen, dass s wenig Bestandsimmobilien gibt und viel mehr Interessenten als Käufer, dementsprechend die Immobilie „so oders so“ verkauft werden kann. Nur geht die Rechnung nicht ganz auf, weil ein Homestaging immer eine Immobilie im oberen Segment der Preisspanne verkauft – nur leider hat sich das noch nicht rumgesprochen ;-)
In kleinen Städten wie Bremen wäre so ein Service sinnvoll, jedoch müsst es ein Ikea Staging für Autonormalverbraucher sein :)
Hallo David,
ich denke, Sie haben recht. So ein Service muss sich erst in den Großstädten erfolgreich etablieren, um dann auch auf die „kleineren“ Städte überzugreifen. Ich glaube, solange die Kleinstädter keine greif- bzw. sichtbaren Erfolge mit HomeStaging sehen, werden sie der Idee eher verschlossen gegenüberstehen. Schade eigentlich.
In Skandinavien und den USA ist Homestaging ja schon fast Gang und Gäbe. Ich habe als Immobilienmakler in Berlin (außer Zeitungsberichten) allerdings noch gar nichts davon mitbekommen.
Homestaging ist wirklich ein gutes Mittel um Immobilien aufzuwerten. Das lohnt sich jedoch nur für große Objekte ab einem gewissen Wert. Wüßte nicht, dass es so etwas im raum Bremen auch für kleinere Immobilien gibt?
Es gibt in Berlin bereits mehrere Homestager. Auch ich bin dort vertreten. Für Immobilienmakler ist es zur Zeit allerdings wirklich noch ein Alleinstellungsmerkmal, seine Objekte mit der Hilfe eines Profi-Homestagers aufzubereiten. Beispiele finden Sie auf meiner website
@immobilienmakler in Bremen
Es ist nicht richtig, dass sich Homestaging nur für große Objekte lohnen würde. Es lohnt sich für jedes Objekt. Der Homestager wird gezielt nach Objektklasse die Veränderungen vornehmen. Das ist auch nicht teuer. Und auch in Bremen gibt es Kollegen. Einfach mal googlen
Sehe, daß hier eine nette Diskussion über Home Staging im Gang ist. Ich möchte dazu folgendes sagen: Home Staging ist selbstverständlich nicht nur was für Immobilien im höheren Preissegment oder für den besseren Absatz in den Großstädten. Es gibt einige Homestager „auf dem Land“. Ich bin z.B. im Umland von Hannover tätig und gerade das normale Einfamilienhaus von Otto Normalverbraucher ließe sich häufig mit gezieltem Home Staging zügiger verkaufen. Und preislich ist das auch machbar. Sicher benötigt man zur Zeit noch etwas Ausdauer bei der Überzeugungsarbeit des Verkäufers. Aber das liegt nicht etwa daran, daß es sich nur lohnt, nur hochwertige Immobilien zu stagen – ganz im Gegenteil – sondern daran, daß Home Staging an sich in Deutschland noch bekannter bzw. selbstverständlicher werden muß. Wie Anna Rosenberg schon erwähnte, putzt sich jedermann auch für ein Vorstellungsgespräch heraus, also warum nicht auch das Haus, damit es sich besser verkauft. In „Neudeutsch“ nennt man das – glaube ich – Visual Merchandising! Und – lieber Immobilienmakler in Berlin, schade, daß ich diese Diskussion erst heute gelesen habe – in Berlin findet heute ein Forum von Immoscout24 statt, da wird u.a. auch ein kompetenter Vortrag über Home Staging gehalten von einer der ersten Home Stagerinnen in Deutschland überhaupt (2. Vorsitzende der DGHR – Deutsche Gesellschaft für Home Staging und Redesign) – die kommt übrigens aus der Nähe von Bremen!!! Weitere Infos über zertifizierte Home Stager gibt es selbstverständlich auch bei der DGHR. Und alle Makler, die gerne mehr über Home Staging erfahren möchten: es gibt in Kürze Workshops für Makler zu dem Thema, die in verschiedenen Regionen angeboten werden. Die ersten beiden finden im November statt in HH und in Steinhude (Region Hannover) – das zum Thema „auf dem Land gibt es das nicht“. Weitere Informationen gerne über homestaging-in-hannover.de oder über dghr-info.de/workshops_makler/index.php .
Freundliche „gut eingerichtete “ Grüße sendet
Angelika Westphal
WOHNWERK – Agentur für Home Staging und Home Styling
Liebe Diskussions-Teilnehmer,
ich stehe dem Thema Home Staging noch unentschlossen gegenüber.
Sicherlich putzt man sich für ein Vorstellungsgespräch raus…doch unter Umständen finden pro Woche 3-6 Besichtigungen statt – ist dass dann nicht ein bisschen zu viel (auch für den Home Stager)?
Oder soll der Bewohner der Immobilie die Tipps & Kniffe des professionellen Home Stagers zukünftig in Eigenregie durchführen? Der Home Stager kann ja schlecht jede Besichtigung vorbereiten, oder?
@Immobilienmaklerin Stephanie Müller
So ist das auch gar nicht gedacht. Der Homestager ist bei den Besichtigungen i.a. nicht anwesend. Sondern:
1: leere Immobilie: Der Homestager bereitet die Immobilie auf und bestückt sie mit Leihmöbeln. Die Leihmöbel und Accessoires verbleiben bis zum Verkauf in der Immobilie. Der Homestager holt sie nach dem Verkauf der Immobilie wieder ab.
2: Die Immobilie ist bewohnt. Der Homestager hilft dem Verkäufer die Immobilie für den Verkauf zu optimieren. Das bringt für den Verkäufer einige Einschränkungen mit sich, wie z.B. einen Teil der Möbel resp. seiner persönlichen Sachen bereits vor Verkauf in ein Lager o.ä. zu stellen. Es gibt vom Homestager Tipps, wie das Haus in einem verkaufsoptimierten Zustand zu halten ist. Das erfordert einige Disziplin der Bewohner.
Auch hier ist der Homestager nur an den Staging-Tagen vor Ort.
Bei weiteren Fragen stehe ich gern zu Ihrer Verfügung. Mit bestem Gruß
Anna Rosenberg
Artenstein
Ja, eigentlich unbegreiflich, dass es so vieler Argumente für Home Staging bedarf – denn meine Erfahrungen als Home Stagerin bestätigen eindeutig, dass schneller verkauft wird, es einfacher für den Makler ist, durch eine gepflegte und aufgeräumte Immobilie zu gehen. Aber das Interesse steigt…..