Barrierefreies Wohnen – mehr Komfort und Sicherheit für alle

Wer an barrierefreies Wohnen denkt, dem fallen meist die demographische Entwicklung und Menschen mit Handicap ein. Oder das herrlich komfortable Hotel-Badezimmer im letzten Urlaub, das so ganz ohne lästigen Einstieg in eine Duschwanne daher kam. Stattdessen durchgehende edle Fliesenoptik, leichte Reinigung, mehr Sicherheit für Erwachsene und Kinder. Eine bodengleiche Dusche gehört für viele längst zum Traum eines modernen Zuhauses.

Gerade Eltern werden in barrierefreien Konzepten viele kinderfreundliche Aspekte finden. Keine Stufen innerhalb und außerhalb der Wohnräume, die zu Stolperfallen werden können. Wo erforderlich, werden diese durch Rampen ersetzt. Kaum Türschwellen, größere Durchgangsbreiten, bessere Ausleuchtung, rutschfeste faltenfreie Bodenbeläge. Auch höhenverstellbares Mobiliar in Küche und Bad gehört, ebenso wie niedriger angebrachte Lichtschalter, zu den Ideen, die Wohnräume für Menschen jeden Alters zeitlos werden lassen.

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Barrierefrei meint im ureigensten Sinn die Gestaltung der Umwelt in baulichem, technischem und kommunikativem Sinn so, dass Menschen mit Handicap komfortabel darin leben können. Von den Ideen und deren Umsetzung profitieren wir jedoch alle.

Genau genommen sind barrierefreie Häuser keine aktuelle Erfindung, sondern waren schon der Traum des deutschen Häuslebauers in den 70er Jahren. Das Wohnen auf einer Ebene, weitgehend ohne Treppen, Stufen und Winkel hatte einen eleganten Namen: Bungalow. Ob in L- oder U-Form, das Leben auf einer Etage war in, „wohnen auf der Treppe“ dagegen out.

Diese Mode wurde jedoch in den 80er Jahren von der Lust an verwinkelten Grundrissen mit versetzten Ebenen, Erkern und diagonal geteilten Räumen überholt.

Heute erkennt man wieder die Vorteile des barrierefreien Wohnens. Es schafft Lebensqualität und Wertsteigerung in jedem Alter. Und das häufig mit geringem Aufwand.

Erst die Fachberatung macht Stolperfallen auf dem Weg zum Barrierefreien Wohnen sichtbar

Ist Ihr Zuhause in so ziemlich allen Punkten das Gegenteil von barrierefrei? Stufen am Eingang, Türschwellen, versetzte Ebenen, glatte Bodenbeläge, schwer erreichbare Außenanlagen? Dann wird es Zeit für eine Wohnberatung:

Diese gibt es bei Fachhandwerkern oder bei der Online-Wohnberatung.

Vor Ort finden Sie Unterstützung bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungsanpassung e.V.

Auch die KfW stellt neben ausgezeichneten Finanzangeboten Anregungen zur Barrierereduzierung zur Verfügung.

Barrierefreies Wohnen – prüfen Sie, welche Maßnahmen in Ihrer Immobilie erforderlich und möglich sind

Man glaubt es kaum, wie viele bauliche oder ergonomische Fragwürdigkeiten im eigenen Umfeld beachtet werden wollen. Spätestens mit Kindern oder im Alter werden einige davon zu gefährlichen Stolperfallen. Mit meist wenig Aufwand lassen sich diese entschärfen oder ganz vermeiden:

 

Außenanlagen, Eingangsbereich, Türen, Tore

  • Stufen, Treppen vor dem Eingang durch Rampen ersetzen oder Gehwege erhöhen, so dass der Eingangsbereich ebenerdig liegt.
  • Sind Stufen unvermeidbar, deren Höhe prüfen und Handläufe anbringen.
  • Platz für einen PKW-Stellplatz direkt am Haus mit ausreichender Fläche zum aussteigen und ausladen schaffen.
  • Gehweg zum Haus mit ausreichender Breite stufenlos gestalten.
  • Rutschfester Bodenbelag auf dem Abstellplatz, dem Gehweg und im Eingangsbereich.
  • Auf gut ablaufendes Regenwasser und ebene Böden achten.
  • Die Eingangstür sollte leicht zu öffnen sein, ggfls. automatisches Türschließsystem einbauen. Auch bei Garagen- oder Eingangstoren.
  • Schwellen sollten möglichst flach sein, evtl. ganz abgebaut oder durch Schwellenbrücken überbaut werden.
  • Den Garderobenbereich ohne vorstehende Haken, wuchtige Schränke oder Kleinmöbel einrichten.
  • Außen und innen auf gute Ausleuchtung achten, auch im Bereich der Gartenanlage.

 

Küche, Vorratsraum, Essbereich

  • Arbeitsplatten, Herd, Spüle, Backofen, Kühlschrank sollten eine benutzerfreundliche Höhe haben bzw. höhenverstellbar sein.
  • Oberschränke werden gut erreichbar durch Lift- oder Hubsystem. Alternativ können Schränke manuell niedriger und höhenversetzt angebracht werden.
  • Kurze Wege schaffen durch Nutzung der Ecken. Spüle, Herd, Arbeitsbereich werden durch Übereckanordnung räumlich angenähert.
  • Freie Laufwege in Küche und Essbereich durch Eckbänke statt Stühle, keine Kleinmöbel, keine herumstehende Gegenstände.
  • Gut erreichbare Regale im Vorratsbereich. Auch hier sind Lift- und Hubsysteme nützlich.

 

Badezimmer, Gäste-WC

  • Schwellenloser Eingang in Bad, WC-Raum und Dusche.
  • Duschbereich und Badewanne mit rutschfesten Matten oder Anti-Rutsch-Streifen sichern. Rutschsichere Fliesen im gesamten Badbereich verlegen lassen.
  • Haltegriffe anbringen. Auch Duschsitze sind sehr nützlich, für Senioren, Kinder oder schlicht zur Pediküre.
  • Niedrigere Badewanne einbauen oder Wannenlift installieren.
  • Toilette durch manuelle oder elektronische Höhenverstellungssysteme variabel einstellen.
  • Stromanschluss am WC vorsehen für den sofortigen oder späteren Einbau eines Dusch-WCs.

 

Wohn-/Schlaf-/Gästezimmer

  • Die Sitz- und Liegehöhe sollte so beschaffen sein, dass bequemes Aufstehen möglich ist. Ggfls. Möbelbeinverlängerungen nutzen.
  • Möbel mit festen und körpergerechten Arm- und Nackenstützen bieten genug Widerstand zum Aufstehen. Auch körpergerecht geneigte Sitzflächen und Keilkissen können unterstützen.
  • Bequeme Einzel-Sitzplätze durch „Fernsehsessel“ und ergonomische Schreibtischstühle schaffen.
  • Möbel sollten schwer und stabil beschaffen sein. So halten sie einem schwerfälligen Aufstehen ebenso stand wie herumtobenden Kindern.
  • Einlegeböden im Schrank niedriger anordnen und diesen innen gut beleuchten. Ablageflächen im Bereich des Bettes in Griffnähe anbringen.
  • Fenster und Möbel sollten frei zugänglich sein. Zum Öffnen der Fenster Griff-Verlängerungssysteme nutzen. Für Rollläden und Gardinen elektronische Hilfssysteme einbauen.

Barrierefreies Wohnen – Finanzierung planen, Förderungen nutzen

Je nach persönlicher Lebenssituation gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, Zuschüsse oder vergünstigte Kredite zu erhalten:

  • Zuschussprogramme der KfW.
  • Pflegeversicherung, gesetzliche Unfallversicherung, Rentenversicherung bieten ebenfalls – je nach persönlicher Situation – Unterstützung.
  • Aufwände für barrierefreie Umbauten können u.U. als außergewöhnliche Belastung beim Finanzamt abgesetzt werden. Hierzu unbedingt vor Beginn der Maßnahme mit dem Steuerberater und dem Finanzamt sprechen.

 

Haben wir Sie inspiriert?

Es gibt viele spannende Ideen, wie Sie Ihr Wohnumfeld sicherer gestalten können. In jeder Lebenssituation und für jedes Budget. Es wäre viel zu schade, das Thema auf später zu vertagen.

Die Planung macht dabei meist ebenso viel Spaß, wie die spätere Nutzung.

Mit diesen Maßnahmen erreichen Sie zudem fast nebenbei eine deutliche Wertsteigerung Ihres Objektes. Auch ältere Immobilien wirken so stets zeitgemäß und gepflegt.

Genießen Sie den verbesserten Komfort und beste Zukunftsperspektiven in Ihrem barrierefreien Zuhause.

 

Foto: Cocoparisienne/Pixabay

4 Gedanken zu „Barrierefreies Wohnen – mehr Komfort und Sicherheit für alle

  1. Endlich ein Artikel, der barrierefreies Wohnen nicht nur mit dem Alter in Verbindung bringt. Sehr inspirierend. Wir werden sicher einiges davon umsetzen.

  2. Also das Thema ist denke ich sehr interessant! Und mein Vorredner hat völlig recht, Barrierefreiheit heißt nicht nur : Alte Menschen!
    Es gibt soviele Menschen die auf genau diese Freiheit angewiesen sind! Den Artikel kann ich getrost weiterempfehlen!

  3. Barrierefreies Wohnen gehört heute zum absoluten Standard. Sehr guter und zeitgemäßer Artikel.

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