Ist eine Immobilienfinanzierung Glückssache für Alleinerziehende?

Die Maßstäbe, ob einem Kunden eine Finanzierung zugesprochen wird, erscheinen hin und wieder sehr kontrovers. Hier ein Beispiel aus der Praxis:

Eine alleinerziehende Mutter geht mit dem Wunsch nach einer Finanzierung zu Ihrer Hausbank. Der Grundgedanke: Eigentlich ist es ja gleich, ob man eine monatliche Miete an den Vermieter zahlt, oder einen monatlichen Abtrag an die Bank. Der Vorteil ist jedoch, dass Sie sich am Ende der Finanzierung Eigentümer einer Immobilie nennen können; Mietzahlungen gehören damit auch im Alter der Vergangenheit an.

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Allerdings kommt gleich zu Beginn die Frage auf, wie eine alleinerziehende Mutter die Finanzierung realisieren kann. Bekanntlich können Mütter nur eingeschränkt an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Dass Mütter oft nur in Teilzeit arbeiten können, ist eigentlich der Regelfall. Eventuell gleicht sich das geringere Einkommen der Teilzeitstelle durch die Unterhaltszahlungen des Vaters aus, doch kann man den Unterhalt reinen Gewissens für eine Finanzierung einsetzen? Sollte die Mutter davon nicht das Kind versorgen? Wobei wir auch schon beim Knackpunkt der Konstellation wären: Das Gehalt einer Teilzeitstelle reicht meistens nie für die Tilgung eines Kredites aus, wodurch Alleinerziehende fast von vorn herein als nicht finanzierungsfähig durch das Raster fallen. Dass alleinerziehende Mütter oder Väter über so viel Erspartes verfügen, dass eine Finanzierung guten Gewissens gerechtfertigt wäre, ist leider auch eher unrealistisch.

Die Kundin aus unserem Beispiel geht also zu ihrer Hausbank und bekommt eine mündliche Zusage über Summe X. Die erste Hürde ist also genommen und die Kundin kann beginnen, sich nach Objekten in dieser Preisklasse umzusehen. Das richtige Objekt lässt auch nicht lange auf sich warten: Der Preis stimmt, die Lage stimmt, der Grundriss stimmt, kurz: Das Objekt stimmt.

Um jetzt auch bei der Finanzierung einen guten Griff zu tun, empfiehlt es sich, auch hier die Angebote zu vergleichen. Unabhängige Finanzberater, die an keine spezielle Bank gebunden sind, können auf viele Anbieter zurückgreifen und haben oft sehr gute Zins- und Tilgungsangebote.

Nach intensiver Prüfung des Finanzberaters musste er der Kundin jedoch absagen, was die Frage aufwirft, wie glaubwürdig die Zusage der Hausbank ist. Da die Kundin jedoch immer noch brennend an dem Objekt interessiert ist, will sie nun auf die Zusage der Hausbank zurückkommen. Wie bereits eingangs befürchtet, verweigert jedoch auch die Hausbank in letzter Minute die Finanzierung. Warum alle angefragten Banken plötzlich die Finanzierung verweigerten, bleibt fraglich. Naheliegend ist jedoch, dass es einfach zu riskant gewesen wäre – immerhin scheint es so, als ob die gesamte Finanzierung auf der Unterhaltszahlung des Vaters gestützt ist. Was wäre also, wenn der Vater aufhört, Unterhalt zu zahlen? Im Normalfall springt dann das Jugendamt ein – doch kann es Recht sein, wenn der Staat für die Finanzierung von Eigentum aufkommt?

Als Makler macht man sich spätestens jetzt Gedanken, wie glaubwürdig die Kundin ist bzw. wie wahrscheinlich es ist, dass eine dritte Bank der Finanzierung doch noch zustimmen wird. Die Gratwanderung hierbei ist äußerst schwierig. Einerseits möchte man der Kundin gern das Haus verkaufen, andererseits hat man viel Zeit verschenkt, wenn die Finanzierung zum Schluss doch platzt.

In unserem Beispiel aus der Praxis jedoch erhielt die Kundin von einer dritten Bank tatsächlich die Zusage über die Finanzierung. Sicherlich hat niemand mehr damit gerechnet, denn wenn sogar die Hausbank absagt, der Finanzberater aus seiner Auswahl an mehreren Banken auch keine Zusage bekommt, dann ist die Chance, dass eine dritte Bank doch noch zusagt, doch eher gering. In diesem Fall hat es jedoch geklappt, die Kundin kauft das Haus. Und in der Zukunft sollte man vielleicht bei der Finanzierung nicht so schnell aufgeben, sondern alle verfügbaren Anbieter ansprechen, um doch noch an sein Ziel zu gelangen.

Immobilienmaklerin Stephanie Müller

8 Gedanken zu „Ist eine Immobilienfinanzierung Glückssache für Alleinerziehende?

  1. Eigentlich n hammer Post, aber kannst du beim nächsten Mal nicht ein bisschen detaillierter sein? :)

  2. So ist das. Frauen können machen, was sie wollen! Für Männer ist das Leben vorbei. Das ist, wohlgemerkt unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte, nicht immer fair!

    So ist das Leben! Frauenquote? Wofür? Frauen haben Macht! …und missbrauchen sie auch gern!

  3. Eine Finanzierungszusage ist nur etwas wert, wenn diese schriftlich vorliegt und sich auf das entsprechende Objekt – welches gekauft werden soll bezieht.

  4. Hallo Rene,
    das stimmt (leider). Doch gerade in dieser Hinsicht sollten Banken & Makler meiner Meinung nach besser zusammenarbeiten.
    Schließlich sollte der Kunde erstmal grundsätzlich wissen, in welcher Preiskategorie er sich umschauen kann. Doch die Banken machen es sich oft leicht, indem sie den Kunden losschicken, sich erstmal ein Objekt auszusuchen, sämtliche (wirklich alle!) Unterlagen zu besorgen, um dann die Finanzierung zu prüfen – und die schriftliche Finanzierungszusage wird solange es geht zurückgehalten.

  5. Hallo miteinander,
    ich finde die Geschichte zwar recht nett und positiv im Ausgan, aber ist sie damit glücklich oder hat sie dann doch später ne Zwangsversteigerung hingelegt ?

  6. Für Alleinerziehende ist es häufig sehr schwer. Ich weiss dies aus eigener Erfahrung.

  7. Bin alleinerziehend und habe keine Probleme bei den Banken deswegen gehabt, auch keine zweifelhaften Kommentare anhören müssen o.ä. (anders als bei der Suche nach Mietobjekten, wo diskriminierende Äußerungen an der Tagesordnung waren). Aus den Zeiten vor dem Alleinerziehenden-Status war allerdings etwas Kapital vorhanden, das erleichtert die Position… Teilzeit oder nicht ist der Bank egal, wichtig ist, was unterm Strich dabei rüber kommt und ob der Arbeitgeber solvent ist. Also alles nachvollziehbare sachliche Kriterien.
    Bei der Suche nach Mietobjekten war das ganz anders, da gab es große Vorbehalte bei den Vermietern, obwohl genau die gleichen Gehaltsnachweise vorgelegt wurden und die Belastung ähnlich war.

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